Die meisten werden sich noch erinnern: Nach dem Rechtsstreit zwischen der BVG und den Filmemachern der Graffiti-Dokumentation “Unlike U” hat das Landgericht Berlin im Juni 2012 der Unterlassungsklage der BVG stattgegeben und somit die weitere Verbreitung des Films untersagt. Die Produzenten Henrik Regel und Björn Birg sind in Berufung gegangen. Am 25.Oktober 2012 findet nun die Berufungsverhandlung vor dem Kammergericht Berlin statt.
Hier ein Statement der beiden Filmemacher.
Liebe Damen, liebe Herren,
dieses Urteil könnte das Ende der kritischen Film- und Fotoreportagen in Deutschland sein. Wallraff würde es künftig nicht mehr geben.
Am 10. Mai 2012 hat das Berliner Landgericht unsere Dokumentation „Unlike U“ über die Berliner Sprayer-Szene verboten. Die Begründung hat allerdings Auswirkungen weit über unseren Fall hinaus. Detaillierte Informationen dazu finden Sie im beigefügten Dokument. Wenn andere Gerichte dem Urteil folgen, hängt die Verbreitung von Dokumentarfilmen und Fotos künftig allein vom Willen derjenigen ab, über die berichtet wird. Im Kern sagt das Urteil: Ein Film oder ein Foto von öffentlichem Interesse darf nur dann verbreitet werden, wenn es vorher eine Genehmigung für die Aufnahmen gab.
Urheberrecht, Presse- und Kunstfreiheit nehmen durch das Urteil einen schweren Schaden. Wir wollen mit diesem Brief deshalb auf die Konsequenzen für Filmschaffende, Journalisten und Künstler aufmerksam machen. Wir werden über das laufende Berufungsverfahren weiterhin berichten. Wir hoffen, dass sich Interessierte und Betroffene hier informieren können, um mögliche Probleme mit eigenen Produktionen zu erkennen und Verbote zu vermeiden. Wir erwarten, dass deutschlandweit künftig häufiger ähnliche Verfahren angestrengt werden.
Das Urteil darf nicht zu einem Präzedenzfall werden, sondern muss ein Einzelfall bleiben.
Am 25.Oktober 2012 findet die Berufungsverhandlung vor dem Kammergericht Berlin statt.
Beste Grüße aus Berlin,
Henrik Regel und Björn Birg
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via Mail | Picture: Unlike U