Das Künstlerkollektiv ZONENKINDER.goldstein verbindet gekonnt die Genres Environmental Art und Urban Art. Durch ihre Arbeit erschaffen die beiden Künstler einzigartige urbane Kunstwerke, eingebettet in die Schönheit und das Mystische der Natur. ZONENKINDER.goldstein arbeiten und leben in Hamburg.
Wir haben mit dem in Hamburg lebenden Künstlerduo ZONENKINDER.goldstein über ihre Arbeit, die Motivation ihrer Kunst und die neu erschienene limitierte Edition gesprochen.
Ihr habt beide euren künstlerischen Background in der Hip-Hop- und Graffiti-Kultur. Durch welche Stile und Einflüsse wird eure Arbeit noch inspiriert?
Durch vieles, besondere Orte, Musik, Farben und Atmosphäre, Naturschauspiele, bizzare Formen und Muster, Reisen, Menschen…Im künstlerischen Bereich z.B. auch durch die „Figuration Libre“ Bewegung, Miyazaki Hayao und den (Pop)Surrealismus oder die Zusammenarbeit von Künstlerpaare wie Niki de Saint Phalle & Jean Tinguely. Doch immer auch durch unsere Leidenschaft für die Graffiti-Kultur / Urban Art. Wir freuen uns über die detailverliebten Murals unserer buddies Interezni Kazki (Ukraine), über „Tags“ oder verpeilte Charakter auf Stickern, bunte Farben auf Bahnen oder in den Straßen, die Werke von OZ (R.I.P.). Vor allem lieben wir den Kontrast zwischen den dirty Throw-Ups und ausgefeilten Streetpieces, Poster, 3D-Objekte, eben wenn Kontrastreiches zusammenkommt und miteinander kommuniziert. Die Stadt wird dadurch zum Gesamtkunstwerk, zur Galerie im öffentlichen Raum – für jeden zugänglich.

Eure Kunst lässt sich im Bereich der “Urban Art” ansiedeln. In der Street Art liegt der urbane Raum als Arbeitskontext nahe. Ihr arbeitet jedoch viel mit der Natur und dem Natürlichen. Woher kommt euer starker Bezug und Vorliebe zur Natur?
Ein Sujet, einen Stil und eine eigene Position zu entwickeln ist wohl für jeden Künstler wichtig. Dies ist ein fortwährender Prozess: ausprobieren, hinterfragen, dann plötzliches Entspannt- und Zufriedensein, dann wieder Langeweile und manchmal auch Scheitern, Grenzen verschieben, weitergehen, weiterentwickeln, dranbleiben. Die Natur inspiriert uns, obwohl wir Großstadtgewächse sind verspüren wir von Zeit zu Zeit das Bedürfnis nach Menschenleere, ohne blabla, blubbubb oder blingbling. Heraus aus der Menschenmasse, der Enge, der Hektik, der oft allzu schrillen und aufdringlichen Ablenkung durch Medien, Werbung, ständigen News, Handyklingeln. Das Zurückgeworfensein auf sich selbst kann sehr inspirierend sein. In der Natur erfahren wir andere Gerüche, Geräusche, Farben und Formen, andere Lebewesen und Lichtverhältnisse.

Euer Raum für Interventionen ist sowohl die “Natur” als auch die “Stadt”. Welche Umgebung inspiriert euch mehr?
Beides! Wir genießen es in Bewegung zu sein. Das Abwenden von der städtischen Hektik und Unruhe entschleunigt. Das Gehen inspiriert uns dazu, zu diskutieren, nachzudenken, zu reflektieren und gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Wir lieben das urbane Leben ebenfalls, klar. Doch die teils einfallslose moderne Architektur, die einen blitzblank abblitzen lässt, die endlosen immer gleichen Shoppingmeilen oder Bratwurstevents, lassen viele Städte immer gleicher und damit auswechselbarer und langweiliger werden. Vor allem der vielfältige kreative Ausdruck und Aktivismus, der sich insbesondere in der Stadt entfaltet und seine Spuren im urbanen Raum hinterlässt, gibt den Städten (natürlich neben herausragenden architektonischen Bauwerken) ihren Wiedererkennungswert, den besonderen Reiz – jenseits einer grauen Gleichförmigkeit. Warum lieben denn alle die Schanze und St. Pauli oder Berlin-Kreuzberg? Wir meinen, vor allem wegen des einzigartigen Charmes des Vielfältigen und Kontrastreichen, des brodelnden Mix an unterschiedlichen Lebensweisen und Ausdrucksformen. Daran hat auch die Graffitikultur/Urban Art einen nicht zu unterschätzenden Anteil.
Wie wählt ihr die Orte und Objekte aus, mit denen ihr arbeitet?
Zum einen ist es ein Spiel mit dem Raum und im Raum. Objekte oder Orte werden in einer Stimmung, die sich zwischen Chaos und Spontaneität, Achtsamkeit und dem klaren Blick fürs Detail bewegt, entdeckt und bespielt. Es muss aber schon „etwas da sein“ bzw. mit unserem Blick zusammentreffen und uns magisch anziehen, das wir dann herausarbeiten.

Die limitierte Edition ist im URBANSHIT GALLERY Shop erhältlich
Wo ist das Motiv KODAMA (木霊) der limitierten Edition entstanden? Und was bedeutet der Titel 木霊?
Das Werk haben wir dieses Jahr eigens für die Edition kreiert. Es ist in einem Zauberwald im Großraum Hamburg entstanden, den genauen Ort entdeckt man nur durch Zufall und wir dürfen ihn nicht verraten. Der Titel KODAMA kommt aus dem Japanischen: 木 (ko) bedeutet „Baum“ und 霊 (dama) bedeutet „spirit“ (Übersetzung fällt uns schwer). Kodama bezeichnet insgesamt Geister, die in Wäldern leben, Baumgeister, geisterhafte kleine Bewohner des Waldes. Sie erscheinen dann, wenn der Wald gesund ist und sie sind so etwas wie die Projektion des Geistes, der Seele der Natur. „Kodama“ bedeutet neben „Baumgeist“ aber auch „Echo“ , demnach sind die Wesen also eine Art „Echo der Natur“.
Eure limitierte Edition erscheint ganz bewusst am „Tag des Waldes“ und ist auf speziellem, nachhaltigem Hahnemühle-Papier gedruckt. Welche Rolle spielt der Schutz der Natur für euch?
Natürlich ist das wichtig, das sollte es für alle sein. Wir Menschen sind doch ein integraler Teil der Natur und verwoben mit ihr. Die Natur ist kostbar und unersetzbar. Wir haben keinen „Plan B“ auf der Erde, so nach dem Motto „hier ist ein zweiter Planet, scheiß drauf, den ersten beuten wir aus und werfen ihn dann einfach in den Müll!“ Wir sind auf die Natur angewiesen, ein achtsamer Umgang ist in unseren Augen da grundlegend. Die Natur braucht uns nicht unbedingt (wäre vielleicht ohne uns alle sogar besser dran). Die Natur ist ewig. Wir nicht.
Video Portrait The Tree Project (2014)


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