Die Erfolgsgeschichte des britischen StreetArt Künstlers Banksy im Zeitraffer, in arte Tracks vom 30. Oktober ’09.
Provokation mit der Schablone: Banksy hat seinerzeit ein ganzes Land gegen sich aufgebracht und es trotzdem geschafft, bis heute anonym zu bleiben. Tracks mit dem Porträt eines Unbekannten.
Bristol: Eine Kleinstadt im Südwesten Englands. Hier wurde der Sklavenhandel, die Concorde, Wallace & Gromit und TripHop erfunden. Aber der berühmteste Export der Stadt ist ein Phantom: Banksy. Und der kehrte gerade heimlich in seine Heimatstadt zurück. Mit seiner bisher größten Ausstellung annektierte der Streetart-Superstar Banksy eines Nachts das Stadtmuseum von Bristol. Die Vorbereitungen für diesen Kunst-Coup des Jahres liefen selbstverständlich im Verborgenen ab – nicht mal das Museumspersonal wurde eingeweiht. Ein echter Banksy eben.
Inkie, aus Bristol, war in den 80ern nicht nur Graffiti-Vize-Weltmeister, sondern malte auch in Banksys erster Crew. Bis in die 90er Jahre zogen die beiden mit Sprühdose und in trauter Zweisamkeit durch Bristol. Einige ihrer gemeinsamen Bilder sind noch heute zu sehen. Doch dann wurde Banksy wegen künstlerischer Differenzen abtrünnig. Inkie: „Als Banksy anfing, Schablonen zu benutzen, war das ein absolutes Tabu in der Graffitiszene. Das war so, als könntest du nicht mit einer Sprühdose umgehen. Das bedeutete aber auch, dass er in zehn Sekunden ein so detailliertes Bild malen konnte, für das wir anderen drei oder vier Stunden gebraucht hätten. Während wir anderen also ständig verhaftet wurden, war er schon längst wieder weg.“
Bristol war Banksy bald nicht mehr genug. Ob London, New York oder Palästina: Seine unverwechselbaren Schablonen-Graffitis verschönerten bald die ganze Welt. Er erkannte als erster den Wert an den Wänden: der Kurator Robert Birse. Vor neun Jahren organisierte der damalige Kunststudent Banksys erste Ausstellung und holte seine Graffitis von der Straße in die Kunstgalerie: „Die große Überraschung war gar nicht so sehr, dass bei der Ausstellung so viel los war, sondern wie unterschiedlich die Besucher waren. Da kamen Leute, die so alt waren wie meine Großeltern, aber auch Teenager, allesamt große Fans, und sie kamen aus unterschiedlichsten Verhältnissen. Viele waren weder Kunst-beflissen, noch Graffiti-Fans – Banksys Humor sprach ein viel breiteres Publikum an.“
Den Meister bei der Arbeit kann man nur auf Youtube sehen. Seine Werke hängen mittlerweile in vielen großen Ausstellungen: vom Louvre bis ins Londoner Natural History Museum. Denn Banksy bringt sie selbst dorthin – natürlich undercover während der regulären Öffnungszeiten. Banksy wird zum Kunsthype – und zum meistgesuchten Mann Englands. Ja sogar die Bristoler Stadtväter sind mittlerweile ins Lager der Banksy-Fans übergelaufen. Ihre Vorgänger rückten Banksy noch mit Sandstrahlern zu Leibe. Inzwischen werden die wenigen verbliebenen Banksy-Bilder per Volksentscheid unter Schutz gestellt. Sogar über eine Konservierung unter Sicherheitsglas wird derzeit im Rathaus von Bristol nachgedacht. Und das hat einen guten Grund: „Wenn Touristen sich die Street Art anschauen, dann schauen sie sich auch noch andere Sachen an“, sagt Gary Hopkins.
Sein Buch ist auf der Insel ein Bestseller, seine Bilder kosten bis zu 300.000 Pfund. Für Inkie bedeutet das: „Der so genannte Banksy-Effekt, von dem alle sprechen, ist, dass Graffiti-Künstler jetzt endlich ernst genommen werden. Nehmen wir die Werbeagenturen, die hätten einem früher 50 Euro geboten, jetzt kann man für unsere Arbeit genauso viel verlangen wie ein Graphikdesigner. Die Leute nehmen das Ganze jetzt ein bisschen ernster.“
„Mein „Erfolg“ in der Kunstwelt sagt mehr über die anderen Künstler aus als über mich. Das meiste andere Zeug ist scheiße, anmaßend und hirnlos. Auf mich trifft das nur am Wochenende zu.“ Banksy
Das Ergebnis von Banksys Arbeitswoche bewunderten diesen Sommer in Bristol über 300.000 Besucher. Und die standen bis zu acht Stunden an, um Banksys Oeuvre zu sehen. (Arte.tv)