Geliebt. Gefürchtet. Gehypt: Das Kottbusser Tor, oder liebevoll Kotti genannt, ist vermutlich der berühmt-berüchtigtste Ort Berlins. Urbanist und Berliner Sebastian Bührig hat einen Wissenschaftsroman über das Leben und Wohnen an der Kotti D’Azur geschrieben.
„Ich habe immer gesagt, wenn es Gauloises im Softpack gibt, dann fange ich an zu rauchen!“
So beginnt die Erzählung einer langen Nacht am Kotti. Ihre Akteure kreisen darin um einen der gehyptesten und umkämpftesten Orte Berlins. Zwischen zahlreichen Zigaretten eröffnen sie mit ihren Gesprächen ein Panorama verschiedener Perspektiven auf das Neben-, Über-, Unter-, Gegen-, Mit- und Durcheinander auf das Leben am Kottbusser Tor: „Der Handyshop neben der Champagner-Bar neben der Kiez-Kneipe neben dem Projektraum neben dem Döner-Imbiss neben der Dinnerparty neben der Fleischerei neben dem Szeneclub neben dem Protestcamp neben dem Fashion-Showroom neben der Buchhandlung neben dem türkischen Kulturverein neben dem Café mit All-Gender-Toilette neben dem Hostel und neben dem Design- das Wettbüro.“
Wissenschaftsroman nennt Sebastian Bührig das Format. Die beschriebenen Szenen stammen allesamt aus Streifzügen, Beobachtungen und Unterhaltungen der letzten Jahre. Die Ergebnisse empirischer Forschung werden in Beziehung gesetzt zu Themen wie Verdrängung und Gentrifizierung, Migration und Festivalisierung, Jugendkultur und Aneignung, Dérive und Avantgarde, Zeichentheorie und Bourdieus Kapitalansatz. Das geschieht mit dem Anspruch, Forschungserkenntnisse und theoretische Reflektion in einer weitaus größeren Vielschichtigkeit darzustellen, als streng wissenschaftliches Schreiben es erlauben würde.
Wohnen an der Kotti D´Azur
Sebastian Bührig
botopress
102 Seiten
13 Euro
Das Buch kann hier bestellt werden
Titelbild (CC BY-SA 2.0) Thomas Angermann