Illegale Guerilla-Ausstellung im Deutschen Biennale Pavillon in Venedig

23. Februar 2022
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Wer die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler des offiziellen Beitrags Deutschlands auf der Biennale in Venedig sind, wird immer wieder mit viel Spannung von der Kunstwelt erwartet. Kein Wunder, immerhin gehört die Biennale di Venezia, die alle zwei Jahre im venezianischen Stadtteil Castello stattfindet, zu den wichtigsten Kunstevents des Jahres. Man kann also davon ausgehen, dass fast alle Künstlerinnen und Künstler gerne mal auf der Biennale ausstellen würden. Ausgewählt werden von den wechselnden Kuratoren und Kuratorinnen natürlich nur ganz wenige Künstlerinnen und Künstler, die das jeweilige Land mit ihrer Kunst vertreten dürfen. So auch im Deutschen Pavillon, in dem ab April diesen Jahres der offizielle Beitrag Deutschlands zu sehen sein wird.

Es geht aber auch anders. Der in Berlin lebende Künstler The Wa hat die Zeit kurz vor der diesjährigen Venedig Biennale genutzt und hat sich in einem unbeobachteten Moment in die heiligen Kunsthallen geschlichen, um eine Ausstellung zu installieren. Ungefragt und ohne Genehmigung. Die Ausstellung zeigt 43 Portraits von Hunden. Alle gemalt mit Ölfarben in schwarz-weiß, allesamt Hunde, ein temporäres Zuhause im Tierheimen gefunden haben und auf neue Besitzerinnen oder Besitzer warten. Die Ausstellung trägt den Titel „48 Portraits“, den selben Titel einer bekannten Werkserie, mit der der deutsche Maler Gerhard Richter 1972 an der Venedig Biennale teilnahm und in der 48 Porträts von Persönlichkeiten zu sehen sind, die die Moderne beeinflussten. Gemalt hat The Wa an seinen Ölbilder über die letzen fünf Jahre in seinem Studio in Berlin. Die Ausstellung hingegen dürfte deutlich kürzer hängen.

„After so many years of visiting the shelters and painting those dogs, I am very proud that the portraits eventually found their temporary home at the very place they have been created for. I am looking forward to the reception of the show.“

Chapeau! Die Ausstellung von The Wa ist damit vermutlich die allererste Guerilla-Ausstellung eines nicht eingeladenen Künstlers im Deutschen Pavillon in Venedig oder sogar die erste Ausstellung seiner Art einem der insgesamt 28 Länderpavillons auf der Biennale überhaupt. Ob die Ausstellung noch hängt ist nicht bekannt. Vermutlich nicht, da sicher bereits die offiziell eingeladene Künstlerin Maria Eichhorn ihre Ausstellung für die Biennale 2022 im Deutschen Pavillon vorbereitet, die im April eröffnen wird.

Die italienische Presse hat über die Ausstellung bereits berichtet. In Deutschland hatte das Kunstmagazin Monopol über die Ausstellung in ihrer Online Ausgabe berichtet, den Beitrag kurz danach aber wieder offline genommen und den dazugehörigen Facebook Post gelöscht. Ein offizielles Statement von Yilmaz Dziewior, dem Kuratoren des Deutschen Pavillions, zur Guerilla-Ausstellung ist nicht bekannt. Ob allen die Guerilla-Ausstellung so gut gefallen hat wie uns, ist nicht sicher. Nicht selten fordern große Kunsthäuser- und Institutionen zwar von der Kunst gesellschaftlich subversiv und bitte schön möglichst meta zu sein, selber verstehen sie aber eher wenig Spaß, wenn sie selbst Teil der künstlerischen Subversion werden. Dabei dürfte dem Kurator Yilmaz Dziewior zumindest der geistige Duktus der Ausstellung von The Wa eigentlich gefallen. Im Deutschlandfunk sagte Dziewior, dass er es schätze, dass die Beiträge von Maria Eichhorn nicht vorhersehbar seien.

All pictures by courtesy of the artist The Wa

Um mehr über The Wa zu erfahren, folgt dem Künstler auf Instagram oder besucht seine The Wabsite.

Rudolf

Gründer von Urbanshit. Brennt für Urban Art seit dem er denken kann. Lebt und arbeitet in Hamburg.

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