Wie unbequem darf Kunst im öffentlichen Raum sein? In Berlin erhitzen sich aktuell die Gemüter bei der Diskussion um ein kontroverses Mural des spanischen Künstlers Borondo an einem Wohnhochhaus in Tegel.
Nicht oft, aber hin und wieder führen Murals in einem Stadtteil zu Aufregung in der Nachbarschaft. Anwohner oder Passanten ärgern sich, dass das Kunstwerk in ihrer Nachbarschaft nicht „schön“ sei oder keiner die Botschaft verstehen würde. Über Werbung im öffentlichen Raum hört man hingegen fast nie jemanden klagen, dass sie das Umfeld visuell „verschmutze“.
In Tegel machen Anwohner rund um die Initiative „I Love Tegel“ zur Zeit ihren Unmut über ein großes Wandbild des spanischen Künstlers Borondo öffentlich. Die Argumentation: Das Bild sei zu depressiv und passe nicht in den Stadtteil, schon garnicht zu einem nahegelegenen Kindergarten.
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Borondo hat vor kurzem auf Einladung des Berliner Urban Art Netzwerkes Urban Nation die 42 Meter hohe Seitenfassade des Wohnhochhauses bemalt. Das Wandgemälde zeigt ein Mädchen, das die Hände vor dem Gesicht hält und offenbar nachdenkt. Der Boden, auf dem das Mädchen steht, ist rot gefärbt, das Kleid hat rote Spuren. Die zweite Hälfte des Murals zeigt einen Wald, in dem ein Mensch, der von mehreren Pfeilen getroffen wurde, an einem Baum steht.
Das Wandbild ist Teil des Projektes „Artpark Tegel„, das sechs weitere Wandgemälde internationaler Künstler an Tegeler Wohnhäusern umfasst.
Und wieder einmal stellt sich die Frage: Wie unbequem darf Kunst im öffentlichen Raum sein? Letztes Jahr hatte ein Mural des Malers Alex Void in Köln für ähnliche Empörung im Stadtteil gesorgt wie aktuell in Berlin Tegel. Die Aufregung um die Kunstwerke zeigen, dass Kunst im öffentlichen Raum eine Wirkung auf die Nachbarschaft hat. Das eigene Umfeld ist eben doch – entgegen der Meinung vieler – den Bewohnern nicht egal. Kunst führt dabei zu Auseinandersetzung mit dem eigenen urbanen Umfeld. Kunst führt zu Diskussionen und Kunst führt zu kontroversen Meinungen. Und das ist nicht nur gut, sondern wichtig. Kunst darf anecken, zu Empörung führen und auch mal unbequem sein.