Jeden Tag werden wir mit zig tausend Werbebotschaften beballert, die uns irgendetwas verkaufen wollen. Ein nicht geringer Teil dieser Werbung findet im öffentlichen Raum statt. Während man im Internet meist mit Adblocker unterwegs ist und man Anzeigen in Printmagazinen einfach überblättern kann, ist man der Werbung im öffentlichen Raum konstant ausgesetzt.
Damit Werbung in der Stadt im größeren Stile platziert werden darf, vergeben die meisten Städte die Rechte an ausgewählte Firmen, wie JCDecaux, Ströer oder Wall, die dadurch die Erlaubnis bekommen stationäre Werbeflächen im öffentlichen Raum zu installieren, um diese dann gewinnbringend weiterzuvermieten. Früher waren das vor allem Plakatflächen, heute zum Großteil digitale Screens. In Hamburg spült das jedes Jahr rund 27 Millionen Euro in die Kasse. Neben dem Geld bekommt die Stadt dazu noch kostenlose Stadtmöbel, wie Bänke oder Bushaltestellen, sowie bestimmte Unterhaltungsdienstleistungen dieser. Ein Deal, der zur Folge hat, dass die öffentlichen Räume, primär die gut frequentierten, mit Werbung zu gepflastert werden und die Stadt die Kontrolle weitestgehend abtritt. Abgeschlossen wird dieser Deal alle paar Jahre neu an den Höchstbietenden.
„Die zunehmende optische Dominanz von Werbung im Stadtraum wirkt sich negativ auf das Straßen-, Orts- oder Landschaftsbild sowie die architektonische und städtebauliche Gestaltung aus. Die Anzahl von Werbeanlagen allein auf öffentlichem Grund der Freien und Hansestadt Hamburg hat sich seit dem Jahr 2010 von etwa 1.000 auf mehr als 4.000 Anlagen vervierfacht.„
Aus den Reihen der Hamburgerinnen und Hamburger regt sich nun Widerstand gegen dieses Verkaufsprinzip des öffentlichen Raumes. Die Initiative Hamburg Werbefrei hat es sich zur Aufgabe gemacht, Werbung aus dem Stadtbild verschwinden zu lassen. Zumindest einen großen Teil davon. Erreichen wollen sie dies durch die Änderung der Vorschriften für Werbeanlagen in der Hamburgischen Bauordnung. Um das zu erreichen soll es einen Volksentscheid geben. Der erste wichtige Schritt dort hin ist eine Volksinitiative, die mit 10.000 gültigen Unterschriften den Weg ins Rathaus freimacht. Über 7.000 Unterschriften wurden bereits eingesammelt und damit fast 2/3 der benötigten Stimmen. Für alle, die ebenfalls der Meinung sind, dass in der Stadt zu viel Werbung hängt, ist die Unterschriftenliste noch bis Mitte Oktober geöffnet.
Dass eine Bürgerinitiative wie diese durchaus zu erfolg führen kann, zeigt die Stadt Genf. Ab 2025 soll nach einem Beschluss des Genfer Stadtparlaments das aufhängen von Werbeplakate im öffentlichen Raum dort nicht mehr erlaubt sein, ausgenommen sind Plakate die für kulturelle Veranstaltungen werben. Damit folgt die Stadt Genf der Idee von „Zero Pub“, einer Bürgerinitiative, die sich seit etlichen Jahren für eine werbefreie Stadt einsetzt. In drei Jahren soll das in der Schweizer Stadt bereits Realität werden.