Nach der erfolgreichen Parasites #1 im letzten Jahr, geht das Ausstellungsformat nun in die zweite Runde. Als Gast ist dieses mal der Berliner Künstler THE WA dabei. Was mich und den ein oder anderen besonders freuen dürfte: Ort der Ausstellung wird die HafenCity sein.
Datum: Samstag, 13. Februar 2010, 14 Uhr! Der genaue Ort wird wie das letzte mal via Twitter, Facebook, Mail und SMS bekanntgegeben: Alle Infos bei www.para-sites.de
Einen weiterführenden Text zur Konzeption der Ausstellung und dem ausgewählten Ort der HafenCity, sowohl eine Kurzbiogrphie des Berliner Künstlers THE WA, gibt es unten. (Lohnt sich zu lesen!)
“Die moderne Großstadt ist zu einem konsumierbaren Produkt geworden, sie wird kontrolliert, inszeniert und instrumentalisiert. Der so genannte öffentliche Raum ist in Wirklichkeit scheinöffentlich und spiegelt allein die Realität der herrschenden Ideologie wieder. Eine traurige Realität in Hamburg: Am Hauptbahnhof werden Drogenabhängige durch eine Endlosschleife klassischer Musik vertrieben und im Frappant über 100 Künstler aus ihrem Atelier verdrängt, weil der Stadt ein Ikea-Kaufhaus wichtiger erscheint.
Gebrandete Multifunktionshallen, riesige Shopping-Malls, mondäne Wohnlofts und sperrige Bürotürme dominieren das heutige Stadtbild und wecken den Wunsch nach Freiräumen und Partizipation. Das beste Beispiel für die Hässlichkeit dieser hegemonialen Potenz: Die Hamburger HafenCity, ein Retorten-Stadtteil, sauber, leblos und grotesk. 1,3 Millarden Euro an öffentlichen Investitionen flossen bereits in die HafenCity – einmal abgesehen von den rund 450 Millionen Euro Baukosten für Hamburgs Prestigeprojekt Elbphilharmonie.
Künstler scheinen sich da zu sagen: Wenn unsere Stadt schon wie eine Mischung aus Disneyland, Dauerwerbesendung und Architekturzoo aussieht, dann lasst uns gefälligst auch dort herumtollen. Urbane Interventionen sind deshalb realisierte temporäre autonome Zonen. Eine solche spektakuläre Intervention plant der Berliner Künstler The Wa jetzt in der Hamburger HafenCity. Er wird dort eine paradoxe Situation inszenieren – zum ersten Mal in der Geschichte dieses Viertels.
Liebe Punks, Autonome, Obdachlose, Kanacken, Terroristen, Drogendealer, Parasiten, Asylbetrüger, Hütchenspieler, Arbeitslose, Studenten, Taugenichtse, Tagelöhner, Anarchisten, Rumstreuner – bitte lasst die Yuppies nicht alleine! Die Stadt gehört allen! Deshalb feiert am Samstag, den 13. Februar, 14 Uhr, mit The Wa in der HafenCity. Es gibt Vokü und Freibier für alle!
BIOGRAPHIE von THE WA
The Wa ist ein Straßenguerillero, der mit den Mitteln der Kunst für mehr soziale Gerechtigkeit, für das Ideal eines herrschaftsfreien Raumes und gegen die kulturelle Hegemonisierung kämpft.
Er studierte in Frankreich Bildene Kunst, zog dann nach Berlin, und traf hier Gleichgesinnte wie Brad Downey, Akim, Jesus und FA, mit denen er gemeinsam viele Projekte realisierte. Seine illegalen Interventionen und Skulpturen sind Stolpersteine im öffentlichen Raum: Ob Lebensläufe von Arbeitssuchenden als Citylight-Poster in Marseille, ein Marmor-Ebenbild von Nicolas Sarkozy an einer Pariser Brücke oder ein überdimensionales Ventil in Shanghai, dass die Welt plötzlich als Luftballon erscheinen lässt – die kontextsensitiven Arbeiten von The Wa unterwandern das System und sind eine spielerische Revolutionierung des Alltags.”Manche Menschen nennen meine Arbeiten “urban hacking” oder “artivism” – vielleicht ist es auch nur eine bunte Möglichkeit, um Menschen zum Nachdenken zu bringen”, hat The Wa einst in einem Interview gesagt. “Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe immer wieder diesen einen Satz von Pierre Bourdieu in meinem Kopf: “Democracy is the balance between people who have power and those who fight against them.”
Die Grenzen zwischen politisch-revolutionärer und künstlerisch-avantgardistischer Subversion sind bei The Wa fließend – und unverkennbar knüpft er auch an die europäischen Avantgardebewegungen wie Situationisten, Dada und Fluxus an. Aber sein größter Traum – Marcel Duchamps hätte seine helle Freude daran – bleibt: Irgendwann einmal möchte The Wa einen “nützlichen Brunnen” bauen.”
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via: rebelart