In einer Woche eröffnet die neueste Ausstellung des Künstlerduos We Are Visual (WAV) in der Hamburger Galerie “Raum linksrechts”. Unter dem Titel “Lost Found and Stolen” arbeiten die beiden Künstler Marc Einsiedel und Felix Jung dabei seit der Gründung von WAV 2010 erstmalig getrennt voneinander an einem Projekt, einer in den linken, der andere in den rechten Räumlichkeiten der Galerie “Raum linksrechts”. Abgeschirmt voneinander werden sie die Arbeiten des jeweils anderen erst am Abend der Vernissage sehen.
Wir haben im Vorfeld der neuen Ausstellung mit WAV gesprochen. Dabei haben wir, dem Prinzip der Ausstellung folgend, beide Künstler einzeln interviewt. Marc Einsiedel und Felix Jung kannten die Antworten des jeweils anderen bis zur Veröffentlichung nicht.
Felix Jung von We Are Visual im Interview zur Ausstellung “Lost Found and Stolen”
Urbanshit: Ihr geht mit eurer kommenden Ausstellung einen neuen konzeptionellen Schritt der Zusammenarbeit. Für „Lost Found and Stolen“ arbeitet ihr nach vier Jahren erstmalig getrennt voneinander an einem Projekt. Am Ende stellt ihr gemeinsam als Künstlerduo We Are Visual aus, in zwei getrennten Räumen der Galerie „Raum linksrechts“.
Was ist die Idee dahinter? Wie ist die Idee zu der Ausstellung entstanden?
FJ: Das Thema beschäftigt uns beide schon seit langer Zeit. Ich weiß, dass wir beide schon mit der Basisidee gespielt haben, bevor wir uns kannten. Die Idee dahinter ist, meiner Interpretation nach, das Gefundene bzw . die von jemandem verlorenen Gegenstände, egal ob wertvoll oder nicht. Sie geben mir immer den Anstoß, darüber nachzudenken, wie wohl der Zeitpunkt war, als es passiert ist.
Und auch der Zeitpunkt wenn etwas geklaut wurde, kann, wenn man ihn aus der richtigen Richtung betrachtet, nicht nur den „es ist weg“-Moment haben. Es ist mehr dahinter, wenn Gegenstände sich von ihrem Besitzer trennen oder auch getrennt werden.
Ausserdem handelt es sich dabei wie immer nur um die Position des Betrachters, bzw. die Position des Betrachtens. Ein Thema, das bei WAV immer eine wichtige Rolle spielt.
Die Idee der Ausstellung ist in unseren beiden Köpfen gewachsen, Marc hat der Idee einen Namen gegeben.
Us: War dieser Schritt nach vier Jahren intensiver Zusammenarbeit einmal nötig, um die andere Seite von We Are Visual noch besser kennenzulernen?
FJ: Haha, ich glaube besser kennenlernen können wir uns nicht. Nötig, dass wir getrennt arbeiten, ist es meiner Ansicht nach nicht, aber sehr interessant.
Ich finde es spannend zu sehen, was Marc macht, wenn er alleine arbeitet. Die Arbeiten von WAV sind immer eine Zusammenarbeit und da steckt immer einer zurück. Das muss diesmal weder er noch ich.
Us: In einer Woche eröffnet die Ausstellung. Die Vorbereitungen sind bereits im vollen Gange. Wie ist es, alleine auf eine gemeinsame Ausstellung hinzuarbeiten, ohne zu wissen, was der andere im Nebenraum gerade macht?
FJ: Als WAV sagen wir „fast“ nie, was wir als nächstes planen oder umsetzen wollen. Das haben wir uns vorgenommen, damit wir keine Erwartungen schüren, die wir nicht erfüllen könnten. Jetzt auf der anderen Seite zu stehen, strengt mich ein wenig an, ist aber ok.
Us: Ihr arbeitet bereits seit 2010 als Künstlerduo zusammen. Was vermisst du an der Zusammenarbeit mit dem anderen?
FJ: Nichts.
Us: Zu We Are Visual gehören zwei Künstler. Zu dem Schritt der „getrennten Zusammenarbeit“ gehört eine Menge Vertrauen in den anderen. Kennt ihr euch so gut, dass ihr euch blind vertraut?
FJ: In den Momenten, wo wir im öffentlichen Raum arbeiten zu 100 Prozent. Wenn wir im Büro Arbeiten erledigen müssen, fragt der eine den anderen schon gerne mal, ob er das, was auf seiner Liste stand, denn auch alles erledigt hat.
Das Marc eine gute Ausstellung alleine auf die Beine stellt, das steht für mich außer Frage.
Us: Hast du Angst, dass die Ausstellungsbesucher am Ende die Arbeiten von jedem einzelnen bewerten und gegenüberstellen werden?
FJ: Ja, leider … Ich denke das wird passieren, auch wenn es nicht die Absicht war, eine Art von Wettkampf auszustellen.
Us: Meinst du, dass die Ausstellung Auswirkungen auf eure zukünftige Zusammenarbeit haben wird?
FJ: Sicherlich.
Us: Was sind deine Vermutungen, was der andere für „Lost Found and Stolen“ machen wird?
FJ: Ich denke es wird relativ viel Farbe und Fotografie vorkommen.
Us: Vielen Dank für das Interview.
Hier geht’s zum zweiten Interview: Marc Einsiedel von We Are Visual im Interview zur Ausstellung “Lost Found and Stolen”
Die Künstler Marc Einsiedel und Felix Jung arbeiten seit 2010 unter dem Namen We Are Visual oder auch WAV als Künstlerduo zusammen. Jüngst wurden WAV mit dem ersten Preis des Sella Hasse Kunstpreis 2014 ausgezeichnet.
Ausstellung: Lost Found and Stolen
Vernissage Samstag, 18. Oktober um 19 Uhr
Ausstellung 19. Oktober bis 07. November 2014
Öffnungszeiten Do. bis Sa. 17 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung
Raum linksrechts
Valentinskamp 37
20355 Hamburg
We Are Visual
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