In immer mehr Städten werden Obdachlose aktiv aus bestimmten – meist repräsentativen – Teilen der Stadt verdrängt. Öffentliche und Private lassen das Stadtmobiliar im öffentlichen und halböffentlichen Raum so designen, dass der längere Aufenthalt und vor allem das Schlafen nicht möglich sind. In vielen Innenstädten werden Vorrichtungen installiert, die in Form von Stacheln, scharfen Kanten oder Gittern den Aufenthalt unmöglich machen.
Erst kürzlich führte ein Twitter-Bild sogenannter „Anti Homeless Spikes“ in London zu einer großen Debatte in der Netzgemeinde und der Bevölkerung. Dabei ist das Thema keineswegs neu, sondern zieht sich seit mehren Jahren als bitterer Trend durch die Stadtentwicklung westlicher Metropolen.
Seit Jahren beschäftigen sich Urban Artists mit dem Thema der Verdrängung von Obdachlosen aus den Städten. Verschiedene Künstler haben hierfür unterschiedlichste Strategien und Ansätze entwickelt, um dem Trend der Vertreibung entgegenzuwirken.
Wir haben die besten urbanen Interventionen aus unserem Blog-Archiv der letzten drei Jahre zusammengetragen, die ein Zeichen setzen gegen Ausgrenzung und Verdrängung und die das Leben für Obdachlose in den Städten erleichtern sollen.
»Relaxation situationnelle«
relaxation situationnelle from The Wa on Vimeo.
The Wa & Jérome Fino | “Relaxation situationnelle“ | Marseille | 2012
Der französische Künstler The Wa hat zusammen mit Jérome fino aus Elementen, die den Aufenthalt von Obdachlosen in der Stadt verhindern sollen, Liegen zum Schlafen gebaut.
»Zwei Betten«
We Are Visual | „Zwei Betten“ | Hamburg | 2013
Das Hamburger Künstlerduo We Are Visual installierte über einem verbauten Entlüftungsgitter im Hamburger Stadtteil St. Pauli Notbetten für Obdachlose. Bevor das Entlüftungsgitter durch den Immobilienbesitzer zugebaut wurde, war es ein Ort, an dem sich Obdachlose aufwärmen konnten.
»Homeless Homes«
Gregory Kloehn | „Homeless Homes Project“ | USA
Der US-amerikanische Künstler Gregory Kloehn lässt sich von den Materialabfälle, die tagtäglich in der Stadt anfallen, inspirieren und baut zusammen mit Obdachlosen mobile Kleinstbehausungen. Pro Haus fallen Kosten in Höhe von 30-50 USD (22-36 Euro)an, die für zusätzliche Materialien wie Schrauben, Nägel oder Kleber und den Transport ausgegeben werden.
»Homeless Street Store«
M&C Saatchi Abel | Street Store | Südafrika
Die Agentur M&C Saatchi Abel hat zusammen mit der Hilfsorganisation Haven Night Shelter Welfare einen The Street Store auf den Straßen von Kapstadt installiert, der kostenlose Kleidung und Schuhe für Obdachlose zur Verfügung stellt.
»Paris a Place to Stay«
The Wa | “Paris a place to stay” | 2012 | Paris
Der französische Künstler The Wa setzt sich mit dem Projekt “Paris a place to stay” in der Stadt Paris dafür ein, dass Obdachlose nicht aus dem Stadtraum verdrängt werden und einen Platz zum Schlafen haben.
»Pfandring«
Paul Ketz | Pfandring | Deutschland
Der Produktdesigner Paul Ketz aus Köln hat einen „Pfandring“ entwickelt, der den Pfandsammlern den Griff in de Mülleimer beim Flaschensammeln ersparen soll. Der Pfandring wird derzeit u.a. in der Stadt Bamberg auf Praxistauglichkeit getestet.
»Homeless Shelter«
Spring Advertising | Canada
Die Agentur Spring Advertising hat ein architektonisches Addon für Parkbänke entwickelt, das sich bei Regen ausklappen lässt und so Schutz für Obdachlose vor der Nässe bieten soll.
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Bilder ©
1: SAITOR | 2-3: The Wa | 4-5: Sebastien Asiedu | 6-8: Gregory Kloehn | 9-10: The Street Store | 11-13: The Wa | 14: pfandring.de | 15-16: springadvertising.com