In Freiburg soll ein durch den Hausbesitzer in Auftrag gegebenes Mural wieder übermalt werden. Das fordert das für Denkmalschutz zuständige Amt der Stadt – zum Protest der Anwohner, die das Mural erhalten wollen.
Urban Art versus Denkmalschutz – Der Künstler Tom Brane hat im Freiburger Stadtteil Wiehre als Auftragsarbeit die Fassade eines Wohnhauses gestaltet. Nach fünf Tagen musste die Arbeit an dem Wandbild eingestellt werden. Grund dafür war die Beschwerde eines Nachbarn bei der Stadt Freiburg. Da ihm das Mural nicht gefiel, legte er Beschwerde beim Baurechtsamt ein. Seit dem streiten Hausbesitzer, Künstler und eine engagierte Nachbarschaft mit der Stadt, um die Frage nach dem Vorrang von künstlerischer Gestaltung oder Denkmalschutz.
Während die Stadt die künstlerische Gestaltung rückgängig machen möchte, wollen Anwohner das neue Mural erhalten und die Fertigstellung durch den Künstler ermöglichen. Aus der Nachbarschaft hat sich innerhalb weniger Tage eine Initiative zum Erhalt des Murals entwickelt, deren Petition mittlerweile über 800 2.500 Anwohner unterschrieben haben.

Nachdem die Frage durch die lokal zuständigen Fachbehörden nicht geklärt werden konnte, ob das Mural gegen – die laut dem Besitzer nicht bekannten – Denkmalschutzauflagen verstößt, wurde das Regierungspräsidium des Landes Baden-Württemberg eingeschaltet. Eine durch das Präsidium eingesetzte Kunsthistorikerin gab dem Denkmalschutz Recht und urteilte, dass „die Fassadenmalerei sich nicht harmonisch und respektvoll in das gewachsene historische Erscheinungsbild einfüge“.
In der Konsequenz bedeutet dies, dass das Bild gegen den Willen des Hausbesitzer und der Anwohner wieder in der ursprünglichen Wandfarbe des Wohnhauses übermalt werden muss. Eine endgültige Entscheidung soll in den nächsten Tagen verkündet werden.

Es ist nicht der erste Fall, in dem ein legales Mural als Auflage der Stadt wieder übermalt werden muss. Der aktuelle Fall aus Freiburg verdeutlicht, dass Kunst eine zentrale Rolle in der Frage des „wer darf die Stadt gestalten“ spielt. Kunst im öffentlichen Raum kann und soll zu Diskussionen anregen. Wie auch immer der aktuelle Streit zwischen Anwohnern und der Stadt Freiburg am Ende ausgeht, es ist ermutigend zu sehen, dass sich eine Nachbarschaft so engagiert für die Gestaltung ihrer Umgebung einsetzt.
