Mit „Blaues Licht“ hat das Künstlerkollektivs Rocco und seine Brüder dieses Frühjahr ihren ersten Film namens „Blaues auf die Leinwand gebracht und damit mal eben die Grenzen des klassischen Graffitifilmgenres gesprengt.
Nach einer Filmtour, bei der glaube ich alle Vorstellungen in den 11 Städten restlos ausverkauft waren, gibt es den Film ab sofort als Online Stream im Netz zu sehen.
Das ganze läuft nicht über die großen Video-Streaming-Portale, sondern über die noch recht neue Artist Support Plattform GETNEXT.to, auf der man Künstler entweder monatlich mit einem festen Betrag supporten kann oder aber einmalig mit einer Summe. Im Gegenzug bekommt man vom Künstler exklusive Previews, Unveröffentlichtes Material oder eben den Film „Blaues Licht“ als Full-HD Stream für zuhause. Für faire 4 Euro gibt es den Film, der sich definitiv sowas von lohnt. Bedenkt man, dass der Streifen komplett selbst finanziert ist, lohnen sich die paar Euro noch viel mehr.
Hier geht’s zum Support von Rocco und seine Brüder und Film Stream von Blaues Licht.
Alternativ kann man die Künstlercrew und zukünftige Aktionen auch mit einer Spende per Paypal unterstützen. Definitiv auch gut angelegtes Geld, versprochen.
BLAUES LICHT – Eine Mockumentary von Sophie Sonntag
D 2018, 90 Min.
Achtung Spoiler! Als die Filmemacherin Sophie Sonntag für einen Imagefilm von den Berliner Verkehrsbetrieben BVG engagiert wird, ahnt sie noch nicht, dass alles nur Fake und sie Teil einer großangelegten Kunstinszenierung ist.
Nach dem Dreh sind alle Speicherkarten verschwunden, landen ein paar Tage später aber anonym in ihrem Briefkasten. Sie geht der Sache auf den Grund und beschließt, aus der Geschichte einen Film zu machen. Das Ergebnis: eine 90-minütige Doku-Fiktion, die die Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes mit in den Untergrund nimmt.
Unter dem Vorwand einer offiziellen Presseeinladung der BVG geht es hinab in einen U-Bahntunnel – irgendwo unterhalb Berlins. Während direkt neben dem geladenen Publikum die U-Bahnen vorbeirauschen, beginnt auf einer Bühne ein Theaterstück, das die ahnungslosen Zuschauer bis in das Innerste der Subkultur Graffiti führt – mit all seinen Faszinationen, Abgründen und Emotionen.
Im Laufe des Films verschwimmen die Grenzen zwischen Dokumentation, fiktionaler Erzählung und Theaterstück immer mehr und es wird klar, dass alles eine große Kunst-Inszenierung ist, die bis ins letzte Detail geplant und akribisch vorbereitet wurde: ein Projekt, dessen Macher sich bis zum Schluss nicht zu erkennen geben und bei dem der ahnungslose Zuschauer Teil des Gesamtkunstwerkes wird.
„Blaues Licht“ ist der erste Graffiti-Film, der gar kein Graffiti-Film ist, sondern eine doppelbödige Theaterinszenierung, die das Genre auf eine neue Ebene hebt. Formal-ästhetisch besticht der Film vor allem durch seine unterschiedlichen Handlungsebenen, die beim Zuschauer (im Film und vor dem Bildschirm) Fragen aufwerfen: Was ist wahr? Wer ist Teil des Spiels? Was ist Doku, was Fiktion? Gleichzeitig gewährt „Blaues Licht“ einen Einblick ins Innere der Sprüher-Szene mit ihren Codes und Klischees und ergründet nichts weniger als die Seele von Graffiti. Die spielerische Verbindung zweier sich vermeintlich ausschließender Dimensionen – hier höhenkulturelle Theaterperformance, dort subkulturelle Graffiti-Aktivitäten – trägt zur Einzigartigkeit des Film-Projekts bei, das sich grundlegend von herkömmlichen audiovisuellen Formaten im Urban-Culture-Bereich unterscheidet.