Derzeit findet in Bonn das BundeskunstHALL OF FAME Graffiti und Street Art Festival in der Bundeskunsthalle statt. Teil des Festival ist unter anderem eine kleine Ausstellung über die Arbeit des Hamburger Graffiti Künstlers OZ († 25. September 2014).
Wir haben mit dem Kurator der Sub-Ausstellung Lars Klingenberg über OZ‘ Arbeit, die Ausstellung „Fuck the Norm“ und darüber gesprochen, ob Graffiti in die Kunsthalle der Bundesrepublik Deutschlands gehört.
Wie kam die Ausstellung „Fuck the Norm“ in der Bundeskunsthalle Bonn zustande?
Der Kurator Allan Gretzki hatte mich angesprochen ob ich nicht etwas zum Festival beisteuern möchte. Da kam mir eigentlich sehr schnell das Thema OZ in den Kopf. Ein Künstler mit dem ich mich schon seit Jahren auseinander setzte, der kontrovers betrachtet wird und vor allem außerhalb der Hamburger Stadtgrenzen bisher fast gar nicht gezeigt wurde und der es verdient, endlich mal in einem großen Kunstmuseum gezeigt zu werden.
Was sehen und erfahren die Besucher in der Ausstellung von und über OZ?
Die Besucher sehen vor allem seine illegalen Straßenarbeiten: Fotografien von großformatige Wandgemälden und Spiralen. Sehr spannend finde ich auch die original Spiralen auf Holz die ich für die Ausstellung zusammengetragen habe. Außerdem zeige ich einige Leinwände, die meisten davon sind für die erste OZ Ausstellung in der Vicious Gallery entstanden. Neben den Bildern sollte eigentlich noch ein persönlicher Text über Walter gezeigt werden, leider wurde dieser aber vom Haus abgelehnt.
Ist es nicht absurd, OZ in der Kunsthalle der Bundesrepublik Deutschland auszustellen? Schließlich hat OZ mit seiner Arbeit den Staat und das System tagtäglich kritisiert.
Ja tatsächlich ist es etwas widersprüchlich weil er selber in einem Interview ein klares Statement abgegeben hatte: „Fuck the Museum.“ Kann ma ja auch nachvollziehen weil sein Schaffen eigentlich nur auf der Straße zu Hause war. Die Leinwände zum Beispiel hat er auch nur produziert damit die Prozess- und Anwaltskosten gedeckt werden konnten.
Dennoch denke ich, dass es nun wichtig ist sein Werk einem größerem Publikum zu zeigen und vor allem an wichtigen Orten für zeitgenössische Kunst.
Die Arbeit von OZ hat außerhalb der Graffiti-Szene in der Kunstwelt eher wenig Beachtung gefunden. Hat sich das nach seinem Tod geändert?
Die öffentliche Präsenz und das Interesse ist wesentlich größer als vorher. Man merkt auch das sich die Haltung OZ gegenüber positiviert. Früher hat das Hamburg Abendblatt nur gegen ihn gehetzt, jetzt schreiben sie aktuell, dass OZ in der Bundeskunsthalle gewürdigt wird. Man kann davon halten was man will, es ist auf jeden Fall gut, dass sich das Bild ändert und Walter langsam als Künstler akzeptiert wird. Ich fand es auch großartig, dass die Tagesschau nach seinem Tod einen Nachruf gezeigt hat. Ich denke das sagt schon einiges aus.
Nach dem Tod von OZ wurden schnell Stimmen laut, die Werke OZ’ in der Stadt unter Denkmalschutz stellen möchten. Sinnvoll oder Quatsch?
Grundsätzlich ist es sinnvoll die Werke zu schützen, nun kommt ja nichts mehr nach. Denkmalschutz wird wahrscheinlich schwierig, zumindest sollte man aber einzelne Werke nachhaltig vor Umwelteinflüssen schützen. Ein Weg wäre auch die Straßenarbeiten professionell fotografieren zu lassen. Diese Idee habe ich gerade der Kulturbehörde vorgeschlagen. Ich hoffe für das Projekt wird es Unterstützung geben.
Gibt es einen Katalog der Ausstellung, für die, die es nicht nach Bonn schaffen?
Ja, im Dezember wird zur Ausstellung ein kleiner Katalog erscheinen. Dort werden alle Werke und ein paar, die nicht in der Bundeskunsthalle gezeigt wurden, abgebildet sein. Außerdem der komplette Text von Agniezska Rozenbajgier zur Ausstellung. Kleine Auflage, was für Sammler. Das Heft kann dann direkt bei mir bestellt werden: [email protected].
Die Ausstellung „Fuck the Norm“ ist Teil des Festivals BundeskunstHALL OF FAME, das noch bis zum 6. Dezember 2015 (verlängert) in der Bundeskunsthalle Bonn stattfindet.
Mehr Informationen zum Festival gibt es auf der Seite der Bundeskunsthalle Bonn. Lars Klingenberg ist Kurator und Verleger bei Klingenberg Books.
Kunstwerke: OZ / Fotos: Lars Klingenberg