Ende Juni 2017 findet in Hamburg wieder die MILLERNTOR GALLERY statt. Über 100 Künstler aus der ganzen Welt verwandeln das Stadion des FC Sankt Pauli in eine der größten Ausstellungen der Stadt und werden Teil eines viertägigen Kunst-, Musik- und Kulturfestivals.
Gemeinsam mit der Millerntor Gallery veröffentlichen wir bis zur Eröffnung im Juni jeden Monat ein Interview mit einem Künstler der diesjährigen Millerntor Gallery, in dem die Künstler über ihre Arbeit, das kommende Festival und darüber sprechen, was Kunst mit sauberem Trinkwasser zu tun hat.
Alle Bilder © Andreas Preis
Interview mit Andreas Preis
Millerntor Gallery: Andreas, wir durften Dir bereits im Februar 2016 über die Schulter schauen. Möchtest Du uns trotzdem ein paar Facts zu Dir erzählen?
Andreas Preis: Gerne. Ich bin Designer, Illustrator und Künstler, wohne seit ca. 6 Jahren in Berlin, komme aber ursprünglich aus dem tiefsten Bayern. Studiert habe ich an der FH in Nürnberg, ich bin also eigentlich Diplom-Kommunikationsdesigner. Für ein Praktikum in einer großen Werbeagentur habe ich auch kurzzeitig mal in Hamburg gewohnt. Die Zeit dort fand ich zwar cool und auch die Arbeit in der Agentur war eigentlich interessant, trotzdem habe ich mich zum Ende des Studiums dann auf Illustration spezialisiert und auch direkt selbstständig gemacht. Über die letzten paar Jahre wurde meine Arbeit dann immer freier und ich habe angefangen auch mehr an Wände ran zu gehen.
MG: Du hast bereits für viele Unternehmen gearbeitet. Um ein paar zu nennen: Adobe, Nike, o2 und Warsteiner. Gibt es aber auch Anfragen, die Du aus persönlicher Überzeugung ablehnst?
AP: Die gibt es tatsächlich gelegentlich. Aus Agenturzeiten kenne ich noch den Spruch »keine Waffen, keine Parteien«. Das fand ich als Grundsatz immer ganz gut. Aber es gibt auch gewisse Verlage, Medienhäuser, Nahrungsmittel- und Pharmakonzerne etc., für die ich mich nicht einspannen lassen würde. Man kann natürlich nur schwer bei jedem einzelnen Kunden checken, welche Unterabteilung vielleicht auch noch dazu gehört. Man findet für fast alles Pro und Contra. Aber wenn wie vor ein paar Monaten eine Fast-Food-Kette anfragt, die ihren Umsatz beinahe ausschließlich aus möglichst günstigem Chicken und Varianten davon zieht, dann bin ich da raus. Glücklicherweise bin ich inzwischen finanziell unabhängig genug, um mir das ein wenig aussuchen zu können.
MG: Gibt es Arbeiten von Dir, auf die Du besonders stolz bist?
AP: Ich habe neulich in unserer Küche den Tresen mit schwarzem MDF zu einer Art Bar umgebaut. Yay! Ansonsten ist das schwierig zu sagen. Ich habe keinen wirklichen Favoriten. Ich mag aber schon die Sachen am liebsten, die »echt« sind, also nicht digital erstellt wurden. Den MINI, den ich vor ein paar Jahren bemalt habe, fand ich ziemlich cool. Die Wand beim YAAM in Berlin, die Teil der alten Berliner Mauer war, gefällt mir auch immer noch richtig gut.
MG: Du selbst sagst in den FAQ’s Deiner Website, dass neben Talent auch sehr viel Arbeit nötig ist, um weiter zu kommen. Gab es Momente, in denen Du das Gefühl hattest, dadurch Deine Begeisterung für die Kunst zu verlieren?
AP: Neee… Also tatsächlich überhaupt nicht. Ich verliere natürlich gelegentlich mal die Begeisterung für ein Projekt bzw. man hat irgendwann einfach keinen Bock mehr, an gewissen Dingen weiterzuarbeiten (v.a. wenn es keine freien Projekte sind). Aber grundsätzlich habe ich so viele Dinge im Kopf, die ich schon lange mal machen wollte, das hört so schnell wohl auch nicht auf. Ich bräuchte eigentlich viel mehr Zeit, um all das umzusetzen, was ich gerne machen würde.
MG: Wie sieht für Dich eine perfekte Woche aus?
AP: Die Sonne scheint, ich habe frei, meine Freundin auch, und ich habe eine schöne Wand irgendwo draußen, auf der ich machen kann, was ich will. Gerne mit Strand und Bar in der Nähe!
MG: Wir sind bereits voll im Jahr 2017 angekommen. Stehen für die kommende Zeit Projekte an, auf die Du Dich besonders freust?
AP: Ich bin gerade bei einigen Projekten noch in der Planungs- bzw. Verhandlungsphase. Da kann ich leider noch nichts dazu sagen. Dank Adobe werde ich dieses Jahr auch beim OFFF Festival in Barcelona sein. Da ich dort mal für ein paar Monate gewohnt habe, freue ich mich schon sehr darauf. Dort werde ich auch einige Bekannte wieder treffen. Ansonsten denke ich, dass die Millerntor Gallery #7 schon einer der Höhepunkte werden sollte!
MG: Was begeistert Dich an der Thematik von Viva con Agua, dass Du Teil der Millerntor Gallery #7 wirst?
AP: Was kann einen daran nicht begeistern? Sauberes Wasser für alle wäre ja schon eine richtig fette Sache. Wenn ich dazu etwas beitragen kann, indem ich einfach nur das mache, was ich sowieso am liebsten mache, dann ist das perfekt für mich. Man macht sich ja schon gelegentlich Gedanken, wie man sich irgendwie für einen guten Zweck einbringen könnte. Besonders, da meine Arbeiten an sich eher selten in eine politische Richtung gehen. Dabei gefällt mir auch, das VCA als Organisation und auch im persönlichen Umgang vor allem Lebensfreude vermittelt, anstelle von schlechtem Gewissen. Außerdem ist es heutzutage auch gar nicht so einfach an gute Wände zu kommen …
MG: Hattest Du in der Vergangenheit bereits Bezug zur Theamtik „WASH – Water Sanitation Hygiene“?
AP: Nicht wirklich. Ich habe aber tatsächlich schon länger gesehen und auch teilweise verfolgt, was bei VCA so passiert. Von daher freue ich mich, da ein wenig mithelfen zu können!
MG: Was erwartest Du von der Millerntor Gallery #7?
AP: Coole Leute, schöne Wände, auf jeden Fall eine gute Zeit. Ich freue mich vor allem darauf, einige der anderen Künstler kennenzulernen und alte Bekannte und Freunde wieder zu treffen.
Interview: Julia Roßkopf
www.andreaspreis.com
instagram.com/andreaspreis
Millerntor Gallery #7
29.6. – 2.7.2017
MILLERNTOR STADION
HAMBURG