Interessanter Artikel „Die Wandzeitung der Revolution“ in der ZEIT über Graffiti in Kairo in Zeiten der Revolution. Wen das Thema mehr interessiert, der kann aktuell noch das Buchprojekt »Walls of Freedom: Street Art of the Egyptian Revolution« per Crowdfunding unterstützen.
Graffiti erzählen die Umstürze in Kairo in Bildern. Zwei deutsche Kunstprojekte dokumentieren nun den Kampf der Street-Art-Szene für ein freies Ägypten.
Wieder werden Kairos Straßen zum Ort der öffentlichen Kundgebung. Während die einen feiern, dass sie den Muslimbruder Mursi verjagt haben, machen sich die anderen bereit, für ihren geputschten Präsidenten zu kämpfen. Auch vor dem Präsidentenpalast im Kairoer Stadtteil Heliopolis versammeln sich in diesen Tagen Tausende Ägypter. Eine Band spielt auf, Demonstranten diskutieren, ein Oppositioneller ruft seine Forderungen ins Mikrofon. Inmitten dieses Treibens ist der Künstler Omar Fathy konzentriert bei der Arbeit.
Er gibt einem Wandgemälde den letzten Schliff, das sich über eine der Mauern am Platz erstreckt. Es zeigt ein Porträt von Husni Mubarak, das mit dem Gesicht des ehemaligen Armeechefs Mohamed Hussein Tantawi verschmilzt. Daneben blickt Mohammed Mursi ernst von der Wand. Das nächste Bild zeigt nur die Umrisse eines Gesichtes, ganz in schwarz, lediglich ein weißes Fragezeichen prangt in der Mitte. Wer wird der nächste Präsident Ägyptens, wer führt das Land in eine demokratische Zukunft? Auch Omar Fathy hat keine Antwort auf diese Fragen. Er gibt nur einen Hinweis: Auf dem Kopf des Gesichtslosen sind die Umrisse eines Baretts zu sehen. Die Macht des Militärs unterschätzt auch der Künstler nicht. […]
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