»Gesprühte Angst vor der Zukunft« Interview mit Julia Tulke über Street Art in Krisenzeiten (Athen)

22. Juli 2013
1 min read
8454929133_937d837f66_c Das Jugendportal jetzt.de hat Julia Tulke zum Thema ihrer Masterarbeit „Die Ästhetik der Krise“ am Beispiel von Street Art auf den Straßen von Athen interviewt. Im Rahmen der Arbeit ist u.a. auch ein Archiv mit rund 1.000 Street Art Fotos aus Athen entstanden, was hier auf flickr frei zugänglich ist.

Der griechische Staat hat Dringenderes zu tun, als Graffiti zu entfernen - deshalb sagt die wuchernde Street Art von Athen gerade viel über die Sorgen der jungen Griechen aus. Julia hat darüber ihre Masterarbeit geschrieben. Ein Gespräch über die Ästhetik der Krise.

Julia Tulke, 25, studiert Europäische Ethnologie an der Berliner Humboldt Universität. Vor ein paar Monaten fiel ihr auf, dass deutsche Zeitungen Artikel über die griechische Wirtschaftskrise sehr oft mit Fotos von Graffiti und Street Art in Athen bebilderten. Sie beschloss, ihre Masterarbeit über „die Ästhetik der Krise“ zu schreiben.

Im Frühjahr war sie für zwei Monate in Athen. Sie sprach mit Künstlern und machte mehr als 1000 Fotos. Ab Donnerstag stellt sie die besten davon im Berliner „Raum für drastische Maßnahmen“ aus.  jetzt.de: Julia, unterscheidet sich die Street Art in einer „Krisenstadt“ wie Athen von der in, sagen wir, Berlin? Julia Tulke: Die Frage ist natürlich erstmal, was überhaupt eine Krisenstadt ist. Ich glaube, die Motive in Athen sind im Vergleich zu anderen Städten ernster. Man sieht mehr menschliche Figuren, vielleicht ist es mehr Realismus. In Berlin zum Beispiel sieht man insgesamt mehr Surreales, Abstraktes, auch mehr Tiere. In Athen bezieht sich die Street Art inhaltlich klarer auf den Protest und die Politik. Was treibt diese Künstler an?    Die meisten sind politisch links gerichtet, teils auch anarchistisch. Manche haben kaum künstlerische Erfahrung, sondern haben aus ihrer politischen Einstellung heraus angefangen zu malen. Solche Leute verwenden häufig Stencils, also Schablonen, weil sie damit beliebig oft das selbe Motiv verwenden können. Bei anderen ist es genau andersherum: Sie waren schon vorher ausgebildete Künstler, wurden aber erst durch die Krise richtig politisiert. Was verbindet sie?    Der Kampf um die Deutungshoheit: Street Art will in Athen vor allem einen Gegenpol schaffen zur Darstellung der Krise in den Massenmedien. Manche Künstler benutzen dafür das Wort „Counterpropaganda“. Wie drückt sich das in den Bildern aus?    Viele Bilder spielen mit der Symbolik der Straßenkämpfe und der Protestbewegung an sich. Zum Beispiel starren einen überall in Athen gesprühte oder gemalte Gasmasken an, die klar mit den Protesten und der Polizeipräsenz assoziiert sind. Aber sehr viele Darstellungen greifen auch Motive aus dem Alltag auf und setzen sich mit der bedrückenden Wirkung der Krise auseinander, der Verzweiflung der Menschen, der Angst. Diese Dinge werden jetzt eben nicht nur sichtbar, wenn die Menschen demonstrieren, sondern sind durch die Kunstwerke direkt ins Stadtbild eingeschrieben. weiterlesen...

________________ via Mail. Danke, Jakob| all images © Julia Tulke

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