„Blackstreets Magazine“ Neues Urban Art Journal erschienen (Print) (+Interview)

10. Juni 2015
4 mins read

Vor einigen Wochen haben wir hier auf dem Blog das neue Blackstreets Magazine angekündigt. Blackstreets widmet sich der Vielfalt und Vielschichtigkeit der Straße. Das Printmagazin gibt Einblicken in die unterschiedlichsten Facetten und Tiefen der urbane Kunstwelt, die Straße als verbindendes Element. Es geht um Graffiti, aber nicht nur. Es geht um Urban Art und noch mehr. Blackstreets spiegelt die Vielfalt der Straße als ewiger Flash wider.

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Nun ist die erste Ausgabe erschienen. Sie ist ordentlich dick geworden und hat eine Menge guten Inhalt. Schön zu sehen, dass es noch gedruckte Magazine gibt und die Macher, die hinter dem Projekt stehen. Die limitierte Erstauflage ist bereits direkt mach dem Release vergriffen. Einige wenige Restexemplare wird es ab den nächsten Tagen noch in Berlin zu kaufen geben.

Zum Release der ersten Ausgabe haben wir die Magazinmacher interviewt. Lest unten im ausführlichen und sehr persönlichen Interview, welche Idee hinter dem neuen Urban Art Journal Blackstreets steckt, wo es die letzten Ausgaben zu kaufen gibt und wie es mit dem Magazin weitergeht.

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Was ist die Idee hinter dem neuen Blackstreets Magazin?

Wir möchten Straße dokumentieren; und zwar in seiner ganzen Vielfalt. Wie groß dieses Unterfangen ist, ist uns aber erst während der Arbeit an unserem Magazin bewusst geworden. Es geht einfach so unglaublich viel da draußen. Dies wollten wir einfangen ohne dabei auf gewisse ‚Genregrenzen‘ Rücksicht zu nehmen. Was sich auf den Straßen tummelt und sich zu Hause fühlt, ist auch in unserem Mag überaus gern gesehen. 

Welche Inhalte erwarten uns im Mag?

Viele Fotos. Graffitis, StreetArt, Aufkleber, Straßenfotografie, politische Beiträge und Texte, die sich aus ihrer Perspektive mit Straße auseinandersetzen. Besondern freuen wir uns darüber, dass wir einige Crews zu einem Textbeitrag motivieren konnten. Neben ihren Bildern befinden sich dann einige Zeilen manchmal auch sehr umfangreiche Texte. Wir wollten explizit keine Interviews machen, sondern jeder und jede sollte die Möglichkeit erhalten selbst etwas über sich schreiben zu können. Eine inhaltliche Einschränkung gab es diesbezüglich nicht. Wir haben – abgesehen vom Lektorat – eins zu eins ihre Worte abgedruckt.

Was ist dein persönlicher Lieblingsbeitrag im Heft?

Mhm? Ich mag eigentlich alle Beiträge. Einer meiner Liebsten ist aber ein handschriftlicher Textbeitrag von „Miss Marvelien“. Sie hat uns einen Brief geschrieben, den wir eingescannt und abgedruckt haben. In ihrem Brief, der die Überschrift „Warum ich nicht für euch schreiben kann“ trägt, erklärt sie in einer bemerkenswerten Art und Weise, warum sie uns keinen Beitrag zusenden möchte. Eine freundschaftliche Zurückweisung der besonderen Art.

Klassische Graffiti-Magazine gibt es eine Menge. Mags mit genreübergreifenden Inhalten aus dem Bereich Urban und Street Culture gibt es kaum. Warum habt ihr euch dafür entschieden?

Wir feiern klassische Graffitimagazine. Dennoch wollten wir unseren Blick weiten und die ganze Straße betrachten. Außerdem fanden wir die Idee spannend, unterschiedliche Leute, Gruppen und Perspektiven auf Straße zusammenzutragen. Damit nicht jeder und jede immer in seinem eigenen Sumpf bleibt – so schön es da auch häufig ist, sondern man auch mal schaut, was an anderen Ecken, Häusern und Köpfen so geht. Gruppen-, Szene- und Genregrenzen haben ihre Berechtigung. Dennoch tut es uns allen auch gut, wenn wir diese hin und wieder mal vergessen und stattdessen die Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt stellen. Und in unserem Falle ist dies eben die Straße.

Überall ließt man, dass Print ausstirbt. Warum ein gedrucktes Magazin und nicht online?

Wir zitieren mal aus dem oben genannten Brief von Miss Marvelien: „Die Geschwindigkeit, die permanente und dauerhafte Verfügbarkeit macht irgendwas kaputt. Die omnipräsente digitale Selbstdarstellung sowieso. …“ Das beschreibt ganz gut ein Teil unserer Motivation. Auf den Straßen geht so viel. Doch die digitale Abbildung des dortigen Geschehens wird und kann diesem nie gerecht werden. Die Arbeit und die Liebe die dahinter steckt, ist kaum noch zu erkennen. Stattdessen klickt man sich durch unzählige Foren, Internetseiten und Bilderblogs und konsumiert in rasender Geschwindigkeit. Das hat alles seine Berechtigung. Dennoch geht eben etwas verloren. Wir wollten der ganzen Geschichte etwas Tempo nehmen und den Fotos in unserem Mag mit Wertschätzung begegnen; und ihnen reichlich Platz aber auch Zeit zum betrachten einräumen. Es gibt auch einfach keinen Grund online zu gehen! Oder anders: warum sollten wir?

… Ein weiterer Grund ist sicherlich auch: Wir mögen Papier und Druckerschwärze!

Und, die folgende Szene sieht mit Smartphone und Tablet irgendwie blöde aus: Nachdem es am Release-Day ein paar kurze Worte von uns gab und ein anschließendes Gruppenfoto mit allen Anwesenden haben wir die Mags ausgegeben. Die vielen Leute und die vielen netten Worte. Es war ein Fest. Kurz bevor unser Mag ausverkauft war, bin ich rausgegangen, um mir ein wenig die Stimmung reinzustellen. Da saßen an verschiedenen Ecken und Sofas ungefähr 70-80 Leute – alle hatten ihr Mag in der Hand und blätterten darin herum. Und dann hab ich festgestellt, dass es vor allem eins war: ruhig. Fast wie in einer Bibliothek. Das war einfach nur Gänsehaut; selbst jetzt noch. Ich glaube diesen Moment werde ich nie vergessen; so abgedroschen dieser Satz auch klingt. Die Leute haben sich einfach die Zeit genommen, sich runtergefahren und in aller Ruhe im Mag genascht. Alleine dafür hat sich die Handbremse gelohnt!

Die erste Ausgabe ist bereits direkt nach dem Release vergriffen. Wann kommt die nächste Ausgabe?

Dass wir innerhalb weniger Stunden alle Mags los werden, hatten wir niemals gedacht. Wir haben 6 Monate daran gearbeitet und am Ende selber nicht mehr gewusst, was es vor lauter Bäumen überhaupt geworden ist. Entsprechend schüchtern sind wir auch zum Release.
Auch wenn wir gegen Ende echt ziemlich fertig waren – auch weil die Lohnarbeit natürlich einem auch immer im Nacken sitzt – war uns klar, dass wir Bock haben weiter zu machen. Im Dezember wollen wir wieder einladen und Material, Fotos, Texte und Interessierte für die zweite Ausgabe einsammeln. Wer Bock hat und denkt, dass er sich zwischen unseren Seiten wohl fühlen könnte, kann sich gern bei uns melden. Ansonsten sehen wir uns dann nächstes Jahr zur zweiten Ausgabe.

Gibt es noch eine Chance das aktuelle Heft irgendwo zu bekommen?

Der Graffitiboxshop aus Berlin, einer unserer Sponsoren hat die letzten 10 Mags erhalten. Sobald wir hier unser Chaos organisiert haben, schicken wir die Mags zu denen los. Wer noch gern und unbedingt eins möchte, sollte dort sein Glück versuchen. Ganz nette Menschen.

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Wir freuen uns ganz besondern als einer der Supporter des neuen Magazins mit dabei zu sein. Wer das Heft durchblättert wird uns auch darin entdecken.

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Alle Bilder © Blackstreets. Mit freundlicher Genehmigung der Magazinmacher

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