Millerntor Gallery #7 – Bobbie Serrano im Interview

9. Februar 2017
3 mins read
Ende Juni 2017 findet in Hamburg wieder die MILLERNTOR GALLERY statt. Über 100 Künstler aus der ganzen Welt verwandeln das Stadion des FC Sankt Pauli in eine der größten Ausstellungen der Stadt und werden Teil eines viertägigen Kunst-, Musik- und Kulturfestivals.

Gemeinsam mit der Millerntor Gallery veröffentlichen wir bis zur Eröffnung im Juni jeden Monat ein Interview mit einem Künstler der diesjährigen Millerntor Gallery, in dem die Künstler über ihre Arbeit, das kommende Festival und darüber sprechen, was Kunst mit sauberem Trinkwasser zu tun hat.

Interview mit Bobbie Serrano

12510323_827955210646319_6131288174351430649_nAlle Bilder: Bobbie Serrano

Millerntor Gallery: Wie bist du auf die Kunst als Kommunikationsmittel gekommen, um auf Probleme im „Dasein der Gesellschaft“ aufmerksam zu machen?

Bobbie Serrano: Ich habe als Kind angefangen mein Erlebtes kreativ aufzuarbeiten und z.B. viele Comics gezeichnet. Darüber bin ich dann zum Graffiti gekommen. Und später habe ich mein Fachabitur in Kunst mit Schwerpunkt Bildhauerei absolviert. Danach aber erstmal soziale Arbeit studiert und auch in dem Beruf gearbeitet. Kunst war lange Zeit nur ein Werkzeug um meinen Kopf frei zu kriegen und gerade das zu verarbeiten, mit dem man in diesem Berufsfeld tagtäglich konfrontiert wird. Menschen, Gesellschaft, soziale Normen, abweichendes Verhalten etc.

MG: Du bezeichnest die schrillen Vögel als deine Sicherheit. Was begeistert dich bis heute an den „Birds“, um sie oft als Basis für deine Werke zu benutzen?

BS: Die Vokabel Sicherheit habe ich mal in einem Beitrag bei Rocket Beans TV benutzt, manchmal finde ich die nicht richtig. Mehr eine Orientierung, um mich auf anderen Ebenen neu zu erfinden. Grundsätzlich arbeite ich gerne mit verschiedensten Materialien und Techniken und probiere gerne aus. Die Birds bestehen im Grunde nur aus Dreiecken, Kreisen und Rechtecken. Damit spiele ich und am Ende kommen mittlerweile auch sehr abstrakte Werke dabei heraus. Ich finde es einfach spannend. Kann aber auch sein, dass ich irgendwann nicht mehr so empfinde und einen anderen Weg gehe.

MG: Du probierst gerne unterschiedliche, neue Techniken aus. Welche bevorzugst du zum Arbeiten?

BS: Ich lege mich da nicht fest. Das hängt mit vielen Faktoren zusammen. Letztens habe ich mit meiner Tochter geknetet und seitdem bin ich wieder am Modellieren.

MG: Hast du eine grobe Skizze, bevor du mit einem Mural startest?

BS: Da ich eigentlich immer skizziere, wenn ich gerade rumsitze oder auf meinem Tablet Prints mache und die erstmal auf der Festplatte liegen lasse, finde ich dort immer etwas, was ich für ein Mural benutzen kann. Letztlich habe ich das dann im Kopf und reagiere auf die Wand. Der Prozess und die Gefahr dabei was zu „verkacken“ ist für mich die Kunst.

MG: Welche Themen liegen dir am meisten am Herzen und inspirieren dich zu deinen Arbeiten?

BS: Auch wenn es kitschig klingt, sind es meist Themen, die mir in meinem Leben begegnen oder nach Aufmerksamkeit schreien.
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MG: Letztes Jahr warst du mit Viva con Agua in Uganda und hast gemeinsam mit ansässigen Street Art-Künstlern im Zuge des Festivals „We love Youganda #2“ gearbeitet. Was steckt hinter eurer Arbeit in Kampala?

BS: Viva con Agua ist eine Organisation, die sich für sauberes Trinkwasser und Sanitäre Grundversorgung erfolgreich einsetzt. VcA verwendet Werkzeuge wie z.B. Kunst, um auf die Missstände in den Projektgebieten aufmerksam zu machen. Mit der Gründung von VcA Kampala ist ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung gelegt worden. Junge Menschen aus Uganda mobilisieren, um Veränderungen in ihrem Land zu schaffen. Da es meine zweite Projektreise nach Uganda war, habe ich nicht nur zusammen mit Künstlern aus Uganda Wände bemalt und Workshops in sozial schwachen Gegenden gegeben, sondern auch in erster Linie meine Freunde und Familie besucht. Es geht nicht darum, dass weiße Menschen in ein afrikanisches Land gehen und belehren, es geht darum gemeinsam stark zu sein, voneinander zu lernen und die Welt ein Stückchen kleiner und besser zu machen.

MG: Gab es während deiner Zeit in Uganda spezielle Erfahrungen und Erlebnisse, die dich und deine Kunst geprägt haben?

BS: Einige. Die alle aufzuführen, würde den Rahmen sprengen. Natürlich stößt man aber auf eine Welt, die viel Inspiration bietet. Diese Inspirationen transportiert eine Stadt beispielsweise durch ihre ganz eigene Farbwelt oder tatsächlich einfach durch den Vibe. Und natürlich ist es so, dass man dort auch die Auswirkungen des Handelns westlicher Länder unverblümt ins Gesicht geknallt bekommt. Was mir aber aus irgendeinem Grund hängen geblieben ist, dass Kinder egal ob in Deutschland oder Uganda, immer gleich auf mich und das, was ich mache reagieren. Mit Freude, Interesse und Tatendrang. Kunst verbindet und bricht Hürden, Kunst ist ein ziemlich starkes Werkzeug.

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MG: Welche Rolle spielt Viva con Agua für deine Kunst?

BS: Ich sehe das, was ich mache, als ein Geschenk und das beinhaltet Gutes damit zu tun. Mit VcA kann ich das einsetzen was ich liebe, um die Welt ein klein wenig besser zu machen. Als ehemaliger Sozialarbeiter die perfekte Mischung.

MG: Das Jahr 2017 hat gerade angefangen. Hast du konkrete Pläne für die kommenden Monate?

BS: Puh, ja einiges. Ich arbeite gerade an meiner Solo-Ausstellung in Bremen. Start ist der 10.02.2017. Richtung März wird es noch eine in Hamburg geben. Im April darf ich wieder mit Megaloh & Co. auf Tour gehen. Die MILLERNTOR GALLERY #7 rückt näher und Uganda steht auch in meinem Kalender. Alles andere, wenn es in trockenen Tüchern ist, erfährt man auf meinen Social-Media-Kanälen.

Interview: Julia Roßkopf

www.bobbieserrano.de
instagram.com/bobbie.serrano
Millerntor Gallery #7

29.6. – 2.7.2017

MILLERNTOR STADION
HAMBURG

www.millerntorgallery.org

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