Amnestie für Dresdner Künstler Jens Besser für seine Arbeit in Jeddah

17. März 2015
2 mins read

Vor kurzem haben wir über die Reise des Dresdner Künstlers Jens Besser berichtet. Insbesondere haben wir seine Graffiti-Performance “Entrance to Utopia” vorgestellt, bei der er in das Innere der Skulptur „The Accident“ von Julio La Fuente geklettert ist und Teile des Inneren bemalt hat.

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Das Thema wurde ein paar Tage später von der BILD Zeitung aus Dresden aufgegriffen und mit der ziemlich reißerischen Überschrift „Saudis jagen Dresdner Sprayer“ abgedruckt. Wie zu erwarten, korrespondiert die Überschrift in keinerlei Hinsicht mit dem Inhalt des Artikels, geschweige denn mit der Realität.

Nun hat Jens Besser eine ausführliche Erklärung zu seiner jüngsten Arbeit in Jeddah veröffentlicht, die es auf seiner Website zu lesen gibt. Dabei geht es auch um die Frage der offiziellen Amnestie des Künstlers, für dessen Einschätzung Jens Besser die Islamwissenschaftlerin und Professorin Ulrike Freitag von der FU-Berlin um eine Stellungnahme gebeten hat.

jens-besser-bild
Foto von der BILD Dresden, Ausgabe vom 12.03.2015

„Amnestie für dresdner „Sprayer“ ?

Eine Amnestie für den dresdner Street Artists Jens Besser wäre für die ungenehmigt realisierten Werke in Jeddah (Saudi-Arabien) möglich

„Jagen die Saudis“ den „dresdner Sprayer“ Jens Besser die Saudis – oder nicht ? (Bild-Titel vom 12.03.2015, Foto siehe oben)

Richtig ist, auch in Saudi-Arabien wird Street Art straf- und zivilrechtlich verfolgt und kann je nach Auslegung des Gesetzes unterschiedlich hart geahndet werden. Doch auch eine Amnestie wäre möglich , denn der dresdner Künstler findet: „ Ich habe nichts beschädigt – der Innenraum der Skulptur „the Accident“ war schon bezeichnet und der Raum an sich ein typischer Unort. Das Werke realisierte ich am Tag und nicht bei Nacht. Ich habe meiner Meinung nach dem Land ein Werk geschenkt und demWerk „the accident“ neue Beachtung auch im Ausland geschenkt?“

Besser fragte zudem die Islamwissenschaftlerin und Professorin Ulrike Freitag der FU-Berlin an. Sie antwortete: „Der Autor des berühmten Abdallah Bildes (Fotos anbei ) hatte wohl auch erst Sorge, als er einbestellt wurde – de facto wurde er dann aber geehrt.“

Das Bild zeigt den kürzlich gestorbenen König Abdullah ibn Abd al-Aziz wie er fort geht. Das Werk stellt einen Nachruf auf den König dar, der u.a. das Janadriyah Festival ermöglichte und so Fortschritte in Kunst und Kultur in Saudi-Arabien zu liess.

Jens Besser war eingeladen am diesjährigen Janadriyah Festival teilzunehmen. Das Festival fiel jedoch nach dem Tod des Königs in diesem Jahr aus und wird im kommenden Jahr nachgeholt. Statt dem Festival flog Besser nach Jeddah um Wrokshops durchzuführen und schuf auf eigene Gefahr unter anderem die ungenehmigten Werke „Entrance to Utopia“ & „King of Trains“.

Erklärung zu den Werken – online unter:
http://jensbesser.blogspot.de/2015/03/entrance-to-utopia.html
http://jensbesser.blogspot.de/2015/03/jeddah-days-nights.html

Laut der Professorin Ulrike Freitag sind Amnestien für illegal angebrachte Kunstwerke, wie das Werk des dresdner Künstlers Jens Besser, in Saudi-Arabien also möglich. Der Bild-Titel „Saudis jagen Dresdner Sprayer“ war also eher einseitig und deutlich überzogen.
Jedoch sollte man die bisherigen Amnestien nicht als ein Freifahrtschein sehen um bei einem Besuch in Saudi-Arabien jegliche Wände anzusprühen – denn es kommt immernoch auf das Werk und die Entscheidungsgremien an.

Auch in Deutschland fanden bisher kein Kunst- und Kulturwissenschaftliche Bewertungen von ungenehmigt realisierten Werken statt, wenn ein Künstler vor Gericht kommt. Dies ist ebenso fragwürdig, obwohl Werke von Harald Naegli in Zürich, von Banksy in Bristol oder Blek Le Rat in Leipzig nachträglich als zu erhaltende Kunst eingestuft wurden und unter Denkmalschutz stehen. Dazu: http://www.dw.de/graffiti-unter-denkmalschutz/a-15923628.

Ob es eine Amnestie für Jens Besser geben wird, werden wir sehen.“

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Images © Jens Besser / Foto von der BILD Dresden, Ausgabe vom 12.03.2015 

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